Susann Biedefeld, MdL mit der ehrenamtlichen Leiterin Cornelia Kempgen Die oberfränkische SPD-Landtagsabgeordnete und Bezirkstagskandidatin Susann Biedefeld nahm sich ausgiebig Zeit, um sich über die Lage der Büchereien im Kreis Bamberg und in ganz Bayern zu informieren. Sie hat mit ihrem Besuch in der Bücherei Stegaurach exemplarisch eine der 37 hervorragend arbeitenden Bibliotheken in der Stadt- und im Landkreis Bamberg kennengelernt. „Was hier meist an ehrenamtlicher Arbeit geleistet und angeboten wird, ist vorbildlich“, betonte die Abgeordnete bei ihrem Besuch. In Stegaurach z.B. steht die Bücherei 14 Stunden pro Woche der Bevölkerung zur Verfügung, was eine Jahresöffnungszeit von insgesamt 609 Stunden bedeutet. Im Jahr 2017 wurde die Bücherei von 17.750 großen und kleinen Leseratten besucht. Dahinter verbergen sich ca. 1.300 aktive Nutzer, die sich mehrfach mit Lesestoff, Filmen, Hörbüchern oder Spielen eindeckten. Erfreulich ist, dass darunter auch fast 400 Kinder bis zwölf Jahren sind. Damit wird deutlich, auf welch breite Resonanz die Bücherei im Sankt Michaelsbund in der Bevölkerung stößt und welch wichtige Institution diese für die Kommune, für die Bildung der Menschen im Ort und die Leseförderung der Kinder ist.
„Nicht nur in Finnland, auch bei uns in Bayern sollte jedes Kind das Recht haben, in erreichbarer Nähe eine Bücherei zu finden“, erklärt Cornelia Kempgen, Leiterin und gewählte Vertreterin der Büchereien in Stadt und Landkreis Bamberg. Mit dem Sankt Michaelsbund fordert sie deshalb seit Jahren eine Verbesserung der finanziellen Lage der Büchereien in Bayern durch den Bayerischen Landtag. Besser fände sie persönlich sogar noch ein entsprechendes Gesetz, wie es beispielsweise das Nachbarbundesland Thüringen hat. Büchereien kosten Geld. Z.B. hat die Bücherei in Stegaurach im vergangenen Jahr 17.160 Medien vorgehalten, die insgesamt 48.600 Mal entliehen wurden. Auch wenn es von verschiedenen Stellen Zuschüsse gibt, belaufen sich die jährlichen Ausgaben auf zirka 20.400 Euro. Auch die Kommunen sollten finanzielle Unterstützung finden, wenn sie den Ehrenamtlichen ihrer erfolgreich arbeitenden Büchereien professionelle Leitungen zur Hilfe anbieten möchten (ab 10.000 Medien empfohlen). Nicht alle Kulturarbeit ist ehrenamtlich zu leisten.
„Statt aber die Förderungen für das Bibliothekswesen in Bayern anzuheben, sind diese sogar noch extrem nach unten gefahren worden“, zeigt Kempgen auf. Während die Förderung im Jahr 1989 noch 9.693.600 DM betrug (umgerechnet 4.956.241 Euro), gab es im Jahr 2017 nur noch 1.883.440 Euro für 1.812 Bibliotheken in ganz Bayern. „Die derzeitigen Zuschüsse sind einfach nur beschämend“, resümiert die Büchereileiterin. Sie verweist auf die Wahlaussage der CSU im Jahr 2013, die da lautete: Mit rund 26 Millionen Euro zusätzlich auf zwei Jahre wird die Entwicklung der nicht-staatlichen Theater, Orchester und Museen gefördert. Für die etwa 63.000 Veranstaltungen in bayerischen Bibliotheken im vergangenen Jahr müsse aber auch Raum und Geld da sein. Die SPD-Haushaltspolitikerin pflichtete Cornelia Kempgen bei. „München hat z.B. viele große Konzertsäle, und jetzt wird noch ein neuer Konzertsaal mit einer derzeitigen Kostenschätzung von 370 Millionen Euro zusätzlich gebaut. Hunderte von Millionen für einen einzigen neuen Konzertsaal in München, aber die Mittel für 1.812 Bibliotheken in ganz Bayern auf 2 Millionen Euro zusammenkürzen, das steht in keinem Verhältnis“.
Darüber hinaus sind im größten Fördertopf des Freistaates FAG Mittel (Finanzausgleichsgesetz) die Büchereibauten nicht förderfähig. Cornelia Kempgen fragt sich, warum die Büchereien hier nicht aufgenommen wurden, sehr wohl aber Theater-, Konzert- und Museumsbauten, denen der Freistaat finanziell unter die Arme greift. Exemplarisch nennt sie den jährlichen 12-Millionen-Zuschuss zum Defizit für das Staatstheater Augsburg oder die fünf Millionen Euro, die der Freistaat zum Filmfest in München gibt. Baumaßnahmen von Büchereien dagegen waren dem Land Bayern 2017 gerade mal insgesamt 50.000 Euro Zuschuss wert. Ziel müsse es sein, dass auch Büchereien endlich von den Politikern als Bildungspartner und unerlässliche Bildungseinrichtungen wahrgenommen werden. „Moderne Büchereien sind keine Buch-Supermärkte oder verstaubte Museen für Bücher, sondern attraktive, niederschwellige Einrichtungen und Treffpunkte für die Bevölkerung aller Altersstufen sowie für Bildung, Freizeit und Unterhaltung.“
Zudem stecke enorm viel ehrenamtliche Arbeit in den Büchereien des Sankt Michaelsbundes (SMB) im Raum Bamberg und ganz Bayern. So sind im letzten Jahr in der Stadt und im Landkreis Bamberg 637 Ehrenamtlichen aktiv gewesen (übrigens fast ausnahmslos Frauen). Im gesamten Erzbistum Bamberg seien 1.303 Ehrenamtliche und In ganz Bayern zirka 12.400 Personen in den Büchereien tätig. Mit 24,14 Millionen Besuchern würden die Büchereien bayernweit eine Spitzenstellung unter kulturellen Einrichtungen einnehmen. Durchschnittlich würden täglich 132.000 Menschen in Bayern eine Bibliothek besuchen und somit statistisch tagtäglich 1,5 mal die Allianz Arena in München füllen. Von ihnen zählen rund 1,43 Millionen zu den aktiven Nutzern, die 13,16 Millionen Medien entliehen und die 63.656 Veranstaltungen der Bibliotheken besuchten, beeindruckte die Büchereileiterin mit recherchierten Zahlen.
Nicht nachvollziehbar ist für Cornelia Kempgen, dass die Büchereien in den neuen „Bildungsregionen“ kaum Erwähnung finden. So seien beispielsweise im Bamberger Bildungsrat Kindertagesstätten und Schulen, Hochschulen, Volkshochschulen und Kirchen genauso vertreten wie Wohlfahrtsverbände, die Wirtschaftskammern, die freien Bildungsträger oder die Agentur für Arbeit, nicht aber Bibliotheken.
Doch zurück nach Stegaurach: Mit einer unglaublichen Vielzahl von kreativen und innovativen Aktionen und Projekten sowie der hervorragenden Zusammenarbeit mit der benachbarten Schule bieten die 30 Ehrenamtlichen in der Stegauracher Bücherei Einiges und leisteten 2017 4360 Stunden. Kempgen betont in ihrer Funktion als Sprecherin der Büchereien immer wieder, dass sie die Arbeit in der eigenen Bücherei exemplarisch gesehen haben möchte für die überall im Bamberger Raum und in ganz Bayern mit sehr viel Herzblut geleisteten vielfältigen Arbeit in den Büchereien. Auch wenn Susann Biedefeld bei den anstehenden Wahlen für den Bayerischen Landtag nicht mehr kandidiert, möchte sie sich für die Sache der Bibliotheken einsetzen. Nach der Wahl wird die Abgeordnete Kontakt zu den Fachpolitikern der SPD-Landtagsfraktion aufnehmen und auch einen Änderungsantrag zum nächsten Doppelhaushalt 2019/2020 des Freistaates Bayern vorbereiten. „Nach dem beeindruckenden Gespräch mit Cornelia Kempgen, wird es mir nicht schwerfallen, hier Überzeugungsarbeit in der SPD zu leisten“, stellt Biedefeld fest.